Falsche Hoffnung genährt oder Blauäugigkeit?
Bereits im September 2004 sei das „Aus“ des Rheinbacher Krankenhauses entschieden worden, da die Krankenkassen nicht länger bereit waren, den unwirtschaftlichen Betrieb zu finanzieren. „Lange davor habe ich den Bürgermeister gewarnt und gebeten, das Engagement der Malteser in Sachen Krankenhauserhalt kritisch zu prüfen“, so SPD-Fraktionschef Walter Langer. Der Bürgermeister saß bei der Entscheidung der Schließung des Rheinbacher Krankenhauses mit am Tisch – aber erst im Mai 2005, pünktlich zum Landtagswahlkampf, bewertete er die Entwicklung des Krankenhauses als kritisch und benannte auch gleich einen Schuldigen, nämlich die SPD-Landesregierung. „Wir mussten uns im Landtagswahlkampf die CDU-Vorwürfe vom Beigeordneten Dr. Knauber gefallen lassen, dass sich die SPD-Landesregierung nicht genügend für Rheinbach einsetze. Jetzt stellt sich jedoch das im CDU Wahlprogramm von 2005 gegebene Versprechen als hohl heraus, wonach jede Bürgerin und jeder Bürger in Nordrhein-Westfalen auch im ländlichen Raum ein Krankenhaus der Grundversorgung in der Nähe finden soll.“
„Hier habe der Bürgermeister eindeutig zu spät reagiert“, ärgert sich Walter Langer, „denn dessen Einschätzung der Lage sei zu keinem Zeitpunkt realistisch gewesen. So hatte Raetz gerade noch in der Ratssitzung am 13. Februar diesen Jahres erklärt, die Verhandlungen in Sachen Fortbestand des Krankenhauses wären durchaus positiv zu bewerten.“ Zu diesem Zeitpunkt sei jedoch bereits der Feststellungsbescheid zur Schließung ergangen. „Hier stellt sich die Glaubwürdigskeitfrage – und zwar nicht nur für uns, sondern auch für die Rheinbacher Bürgerschaft“, so Langer.
Der Fraktionschef bedankt sich hingegen bei der Bürgerinitiative für ihren engagierten Einsatz. „Wäre der Aufruf des Bürgermeisters zur Gründung dieser Bürgerinitiative ein Jahr früher erfolgt, dann wären die Erfolgschancen sicher größer gewesen“, so sein Fazit.
Kritik an Malteserführung
Die Personalpolitik der Malteser ist ein weiterer Kritikpunkt der Sozialdemokraten. „Dass die Mitarbeiter der Zeitung entnehmen müssen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren und nicht vorher informiert werden, ist schlichtweg Unmenschlich. Das Beispiel des St. Johannes Hospitals in Bonn habe gezeigt, dass man eine Schließung auch ohne Kündigungen schaffen könne. Voraussetzung hierfür sei aber, das erklärte Ziel auch ehrlich zu vertreten und die Verantwortung nicht auf andere abzuwälzen. „Alle Vorschläge der Malteser zum neuem Krankenhauskonzept zielten nicht auf einen Erhalt ab, sondern dienten im Kern nur der Erweiterung des Seniorenheims“, ist das Resümee von SPD Ratsfrau Martina Koch. „Die Verlierer sind heute die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region und die Mitarbeiter des Krankenhauses.“
Die Enttäuschung der 45 Mitarbeiter, denen die Kündigung bevorsteht, kann SPD-Chef Gert-Uwe Geerdts gut nachvollziehen. Bei ihnen seien Hoffnungen geweckt worden, dass mit dem Regierungswechsel in Düsseldorf der Erhalt des Krankenhauses leichter möglich sei. Doch der angeblich kurze CDU-Draht habe sich in Wirklichkeit als „tote Leitung“ erwiesen.