Hauptstraße öde ohne Autos?
Es ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, dass sich die Mehrheitsfraktion endlich – immerhin nach zwanzig Jahren – in der Frage der Verkehrsberuhigung der Hauptstraße ein wenig bewegt hat.
Es ist aber schade, wie sehr die CDU dabei in altem Denken verhaftet bleibt. Eine vollständige Ableitung des Durchgangsverkehrs würde – so die Befürchtung der Christdemokraten – zu einer „Verödung des Innenstadtbereichs“ führen.
Dem geneigten Leser stellt sich die Frage, wer genau diese Verkehre als Aufwertung des Innenstadtbereichs empfindet? Die Fahrradfahrer und Fußgänger gewiss nicht. Seit Jahren spricht sich eine Mehrheit der Rheinbacher Bürgerinnen und Bürger für eine Ableitung des Auto-Verkehrs aus der Hauptstraße aus.
Die Gewerbetreibenden? Die Vorstellung, dass ein PKW-Fahrer bei der Durchfahrt einen Anzug im Schaufenster sieht und zurückkommt, um diesen zu kaufen, ist doch offenkundig absurd. Der Durchgangsverkehr bringt keine zusätzlichen Kunden.
Der Innenstadtbereich ist „öde“, wenn man dort keinen anderen Menschen begegnet und auch sonst „nichts los“ ist. Das ist schon heute selten der Fall. Eine Steigerung der Aufenthaltsqualität würde jedoch dazu führen, dass noch mehr Rheinbacher/innen und Auswärtige die Hauptstraße als Ort zum Bummeln, Flanieren, Kaffee trinken und Einkaufen nutzen. Die Gleichung „Viele Autos=Viele Kunden“ hat dagegen mit einer zeitgemäßen Stadtentwicklungspolitik nichts zu tun.
SPD-Stadtratskandidat Jürgen Lüdemann